In einer Zeit, in der digitale Plattformen längst zum öffentlichen Raum geworden sind, spielt das Community Management eine zentrale Rolle. Denn wo Menschen diskutieren, entstehen Meinungen – und wo Meinungen aufeinandertreffen, entstehen Reibungen.

Freie Meinungsäußerung in der digitalen Öffentlichkeit
Verantwortung und Chancen im Community Management Veröffentlichung: 15.07.2025Andrea Laub

Einleitung
Die freie Meinungsäußerung – ein Grundrecht und Eckpfeiler jeder demokratischen Gesellschaft – entfaltet im digitalen Raum eine neue, nie dagewesene Dynamik. Doch mit dieser Freiheit wächst auch die Verantwortung: Es reicht längst nicht mehr, Diskussionen nur zuzulassen – wir müssen sie begleiten, einordnen und mitgestalten.
Kundenstimme

Die freie Meinungsäußerung – ein Grundrecht und Eckpfeiler jeder demokratischen Gesellschaft – entfaltet im digitalen Raum eine neue, nie dagewesene Dynamik. Doch mit dieser Freiheit wächst auch die Verantwortung: Es reicht längst nicht mehr, Diskussionen nur zuzulassen – wir müssen sie begleiten, einordnen und mitgestalten.
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Gerade hier zeigt sich die eigentliche Herausforderung: Wie ermöglichen wir offene Diskussionen, ohne dass Desinformation, Polemik oder persönliche Angriffe die Oberhand gewinnen? Wie schaffen wir Räume, in denen unterschiedliche Perspektiven respektvoll nebeneinanderstehen – und trotzdem faktenbasiert diskutiert wird?
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Meinungsfreiheit bedeutet nicht Faktenfreiheit
Besonders schwierig wird es, wenn Meinungen als Fakten dargestellt werden – ein häufiges Phänomen in sozialen Netzwerken. Gerade auf für alle zugängliche Plattformen wie Facebook oder Instagram vermischt sich das schnell: Ein persönliches Bauchgefühl wird zur allgemeinen Wahrheit erklärt. Umso wichtiger ist es, dass Community Manager:innen hier klar differenzieren – und sichtbar machen, wo eine subjektive Meinung endet und wo überprüfbare Fakten beginnen.
Das bedeutet auch: Meinungen sind grundsätzlich erlaubt, solange sie nicht beleidigend, diskriminierend oder verletzend sind. Doch sie müssen als solche gekennzeichnet werden – und dürfen nicht unwidersprochen stehenbleiben, wenn sie offensichtlich falsche Informationen transportieren. Moderieren statt zensieren ist hier unsere Devise.
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Unser Ansatz im Community Management ist klar: Moderation bedeutet nicht, Meinungen zu unterdrücken, sondern Diskussionen zu begleiten. Grundsätzlich halten wir nichts davon Kommentare einfach zu löschen oder zu verbergen. Wir greifen nur dann ein, wenn Kommentare gegen unsere Netiquette verstoßen – etwa durch Hassrede, persönliche Angriffe, Diskriminierung oder Datenschutzverletzungen. In solchen Fällen ist das Eingreifen nicht nur legitim, sondern notwendig, um Schutzräume zu wahren.
Gleichzeitig sehen wir es als unsere Verantwortung, Raum für kritische Beiträge zu lassen – selbst dann, wenn sie unbequem sind. Das bedeutet: Statt zu löschen, erklären. Statt zu belehren, den Dialog suchen. Statt zu verstecken, Stellung beziehen.
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Community Management als demokratisches Werkzeug
Mit unserer Arbeit leisten wir einen Beitrag zur digitalen Meinungsfreiheit. Wir schaffen Plattformen, auf denen verschiedene Sichtweisen nebeneinanderstehen dürfen – und wir fördern eine Gesprächskultur, in der es möglich ist, sich auch bei kontroversen Themen mit Respekt zu begegnen. In einer Zeit von Filterblasen, Desinformation und Empörungsmechanismen ist das keine einfache Aufgabe. Doch genau deshalb ist Community Management heute wichtiger denn je: Es braucht Menschen, die nicht nur moderieren, sondern auch Haltung zeigen – für eine offene, faire und informierte Diskussionskultur im Netz.

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META hat Anfang 2025 sein externes Fact-Checking-Programm eingestellt – ein alarmierendes Signal. Denn es bedeutet, dass Plattformen sich zunehmend aus der aktiven Verantwortung für die inhaltliche Qualität der Diskurse zurückziehen. In genau diesem Vakuum gewinnen Community Manager:innen an Bedeutung: Wir sind die letzten inhaltlichen Gatekeeper:innen vor der öffentlichen Sichtbarkeit. Es liegt an uns, Falschinformationen zu erkennen, richtigzustellen und fundiert zu erklären.
Das heißt auch: Unsere Arbeit wird anspruchsvoller. Wir müssen gut informiert sein, gesellschaftliche und politische Entwicklungen im Blick behalten und schnell reagieren können – mit gut recherchierten, strukturierten und datengestützten Antworten. Wer heute Community Management betreibt, braucht ein breites Wissen, ein sicheres Gespür für Sprache und gesellschaftliche Entwicklungen und die Fähigkeit, inmitten einer Flut an Meinungen den Überblick zu behalten.
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Wissensvermittlung als Teil der Community-Arbeit
In meinem Team legen wir großen Wert darauf, uns regelmäßig fortzubilden – zu aktuellen Trends, politischen Diskursen und Plattform Entwicklungen. Nur so können wir unserer Verantwortung gerecht werden. Denn Community Management ist längst nicht mehr nur „Antworten auf Kommentare schreiben“. Es ist digitale Öffentlichkeitsarbeit, Vermittlung von Wissen, Haltung zeigen, Aufklärung leisten – und manchmal auch ein kleiner Beitrag zur Verteidigung demokratischer Grundwerte. Gerade in der Unternehmenskommunikation wird dieser Aspekt zunehmend wichtiger. Kommunikation ist heute mehr als Marketing. Es geht nicht mehr nur um Reichweite, Likes oder Impressionen – es geht darum, wofür eine Marke steht, wie sie reagiert, wie sie mit Kritik umgeht, welche Werte sie sichtbar lebt. In einer Zeit, in der Konsument:innen zunehmend Wert auf Transparenz, Haltung und Glaubwürdigkeit legen, wird die Art und Weise, wie Unternehmen online auftreten, zum zentralen Teil ihrer Reputation.

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Community Management ist dabei nicht nur ein operativer Kanal, sondern ein strategisches Element der Unternehmensidentität. Es transportiert Haltung – im Positiven wie im Negativen. Wer sich einer kritischen Diskussion entzieht, riskiert, als beliebig oder unehrlich wahrgenommen zu werden. Wer jedoch Verantwortung übernimmt, sich der Diskussion stellt, empathisch und informiert antwortet, stärkt nicht nur das Vertrauen in die Marke, sondern positioniert sich als relevanter Akteur im gesellschaftlichen Dialog.
Das setzt voraus, dass auch Unternehmen bereit sind zu lernen – und zu wachsen. Dass sie erkennen, dass echte Kommunikation kein Einbahnstraßenmarketing ist, sondern ein aktiver, dynamischer Austausch. Dass sie inhaltliche Qualität, Bildung und Werteorientierung nicht als „nice to have“, sondern als Kern moderner Markenführung begreifen. Genau in diesem Spannungsfeld bewegen wir uns täglich – und genau deshalb braucht es ein Community Management, das Haltung hat, Wissen vermittelt und echte Verbindungen schafft.
Fazit
Fazit: Community Management als Hüterin des Diskurses
In einer Welt, in der jede:r alles posten kann – ob richtig oder falsch –, braucht es Menschen, die Orientierung bieten. Die Fakten von Meinungen unterscheiden können. Die Diskussionen moderieren, ohne zu zensieren. Die Räume schaffen, in denen sich alle willkommen fühlen, aber niemand Angst haben muss, beleidigt zu werden. Community Management ist heute mehr als eine Support-Funktion – es ist eine gesellschaftlich relevante, kommunikativ hochkomplexe und enorm wichtige Aufgabe. Eine, die mit großer Verantwortung einhergeht. Und eine, die – richtig gemacht – das Internet ein kleines Stück besser machen kann.